Cannabis-Legalisierung: Mehr psychische Störungen, neue Therapien und Club-Boom in Deutschland

21.07.2025 59 mal gelesen 0 Kommentare

Anstieg psychischer Störungen und Suchterkrankungen nach Cannabis-Legalisierung

Die Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland seit April 2024 hat laut einer aktuellen Auswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse zu einem deutlichen Anstieg psychischer und Verhaltensstörungen geführt. Im Jahr 2024 wurden bundesweit hochgerechnet rund 250.500 Menschen wegen solcher Störungen, die auf Cannabis zurückzuführen sind, ärztlich behandelt. Das entspricht 30 Fällen pro 10.000 Einwohner. Im Vergleich zum Jahr 2023 bedeutet dies einen Anstieg von 14,5 Prozent. Damit wurde nicht nur der Höchststand der vergangenen zehn Jahre erreicht, sondern auch der deutlichste Anstieg innerhalb eines Jahres verzeichnet.

Die meisten Cannabissüchtigen registrierte die KKH im Jahr 2023 in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mit bundesweit hochgerechnet rund 47.100 Betroffenen. Das entspricht 95 Fällen pro 10.000 Einwohner und ist damit gut dreimal so viel wie im Bundesdurchschnitt. Den größten Anstieg von 2023 auf 2024 mit fast 25 Prozent verzeichnete die Kasse bei den 45- bis 49-Jährigen. In dieser Altersgruppe liegen die Fallzahlen mit 43 pro 10.000 Einwohner jedoch deutlich unter denen der jüngeren Generation.

Laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der KKH sieht die Hälfte der rund 1.000 befragten 18- bis 70-jährigen Bundesbürger Cannabis als Einstiegsdroge, die schnell zum Konsum anderer Drogen verleiten kann (49 Prozent). 39 Prozent glauben zudem, dass die Teil-Legalisierung den übermäßigen Konsum von Cannabis begünstigt. Die KKH setzt daher auf frühe Aufklärung und fördert seit April 2024 das Projekt „HöhenRausch“ zur Cannabis-Prävention, das Jugendliche in sozialen Kompetenzen und Risikoverhalten schult.

Jahr Behandelte Personen (hochgerechnet) Fälle pro 10.000 Einwohner Anstieg zum Vorjahr
2023 ~218.800 26,2 -
2024 ~250.500 30 +14,5 %
  • Höchste Betroffenheit: 25- bis 29-Jährige (95 Fälle/10.000 Einwohner)
  • Größter Anstieg: 45- bis 49-Jährige (+25 %)
  • 49 % sehen Cannabis als Einstiegsdroge
  • 39 % befürchten Anstieg des Konsums durch Legalisierung

Infobox: Die Legalisierung von Cannabis hat laut KKH zu einem deutlichen Anstieg psychischer Störungen geführt, insbesondere bei jungen Erwachsenen. Die Prävention und Aufklärung werden als zentrale Maßnahmen gesehen. (Quelle: EU-Schwerbehinderung)

Cannabis-Verkaufsstart in Trafiken: Unklare Lage für Hanf-Shops

Ab dem 21. Juli dürfen in Österreich Trafiken CBD-Cannabis verkaufen. Grund dafür ist ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs, das Hanfblüten dem Tabaksteuergesetz unterstellt. Damit dürfen Hanfblüten, die maximal 0,3 Prozent THC enthalten, eigentlich nur noch in Trafiken angeboten werden. Bisher mussten Konsumenten Hanf-Shops aufsuchen, um nicht berauschende Hanfblüten zu erwerben.

CBD-Shops planen, sich gegen das Urteil zu wehren und empfehlen ihren Mitgliedern, zunächst wie bisher weiterzumachen. Klaus Hübner vom Österreichischen Cannabis Bundesverband kritisiert, dass das Finanzministerium das Urteil zur Rechtsprechung gemacht habe und sieht die Branche enteignet. Der Verband begrüßt zwar die zusätzlichen Verkaufsstellen, lehnt aber die Verdrängung der Hanf-Shops ab. Gespräche mit dem Finanzministerium laufen, die nächste Verhandlungsrunde ist für August geplant.

  • Ab 21. Juli: CBD-Cannabis in Trafiken erhältlich
  • Nur Hanf mit maximal 0,3 % THC erlaubt
  • CBD-Shops planen rechtliche Schritte gegen das Urteil
  • Gespräche mit Finanzministerium laufen

Infobox: Das Urteil zur Tabaksteuer sorgt für Unsicherheit bei Hanf-Shops, während Trafiken ab sofort CBD-Produkte verkaufen dürfen. Die Branche sucht nach einer gemeinsamen Lösung mit dem Finanzministerium. (Quelle: Kurier)

Mit dem Joystick gegen die Sucht: Neue Cannabis-Therapie am UKE

Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wird eine neue Therapieform für Jugendliche mit Cannabis-Abhängigkeit getestet. Dabei kommen moderne Methoden wie VR-Brillen und Computerspiele zum Einsatz. Ziel ist es, Jugendlichen zu helfen, ihre Abhängigkeit zu überwinden, indem sie spielerisch lernen, mit dem Suchtverhalten umzugehen.

Die Therapie setzt auf innovative Technologien, um die Motivation und das Durchhaltevermögen der Jugendlichen zu stärken. Das UKE erhofft sich von diesem Ansatz, die Behandlungserfolge bei Cannabis-Abhängigkeit zu verbessern und neue Wege in der Suchttherapie zu eröffnen.

  • Neue Therapie am UKE Hamburg für Jugendliche mit Cannabis-Abhängigkeit
  • Einsatz von VR-Brillen und Computerspielen
  • Ziel: spielerisches Erlernen von Strategien gegen Suchtverhalten

Infobox: Das UKE Hamburg setzt auf digitale Innovationen in der Suchttherapie, um Jugendlichen mit Cannabis-Abhängigkeit neue Perspektiven zu bieten. (Quelle: Hamburger Abendblatt)

Fast 300 Cannabis-Clubs in Deutschland genehmigt

Ein Jahr nach der Erlaubnis zum gemeinschaftlichen Anbau von Cannabis gibt es in Deutschland 293 genehmigte Cannabis-Clubs. Das ergab eine Recherche der Nachrichtenagentur DPA bei den zuständigen Ämtern der Länder. Die meisten Clubs wurden in Nordrhein-Westfalen (83) und Niedersachsen (55) genehmigt. Es folgen Rheinland-Pfalz mit 27 und Baden-Württemberg mit 23 Clubs. Auf den letzten Plätzen liegen das Saarland (0), Bremen (2), Mecklenburg-Vorpommern (3), Thüringen (6) und Berlin (7).

Bis zum 15. Juli 2025 wurden mindestens 27 Anträge abgelehnt, 328 Anträge befinden sich noch in Bearbeitung und 53 wurden von den Antragstellern zurückgezogen. Die Teillegalisierung von Cannabis wurde im April 2024 eingeführt, der Anbau und die Weitergabe an Vereinsmitglieder unterliegen strengen Auflagen. Im Herbst 2025 ist eine ergebnisoffene Evaluierung des Gesetzes geplant.

Bundesland Anzahl genehmigter Clubs
Nordrhein-Westfalen 83
Niedersachsen 55
Rheinland-Pfalz 27
Baden-Württemberg 23
Bayern 8
Saarland 0
Bremen 2
Mecklenburg-Vorpommern 3
Thüringen 6
Berlin 7
  • 293 genehmigte Cannabis-Clubs bundesweit
  • Mindestens 27 Anträge abgelehnt
  • 328 Anträge in Bearbeitung
  • 53 Anträge zurückgezogen

Infobox: Die Zahl der genehmigten Cannabis-Clubs steigt, mit regionalen Unterschieden. Die meisten Clubs gibt es in NRW und Niedersachsen, während einige Bundesländer kaum oder keine Clubs genehmigt haben. (Quellen: STERN.de, SZ.de)

Herausforderungen für Cannabis-Clubs und Bürokratie

Die Gründung von Cannabis-Clubs bleibt insbesondere in Bayern ein Streitthema. Aktuell laufen dort vier Klageverfahren, in drei Fällen geht es um die Anfechtung von Auflagen zu bereits erteilten Genehmigungen, in einem Fall um die vollständige Ablehnung eines Antrags. Bayern hat bislang acht Anbauvereinigungen genehmigt, zwei Anträge wurden abgelehnt, 19 sind noch in Bearbeitung und zwölf wurden zurückgezogen.

Der Acherner Cannabis-Club Südwest hat als erster Verein in der Region eine Lizenz erhalten. Die Pionierarbeit war mit enormen Kosten und ausufernder Bürokratie verbunden. Der Verein sucht weiterhin Mitglieder, um die Herausforderungen zu bewältigen.

  • Vier Klageverfahren zu Cannabis-Clubs in Bayern
  • Acht genehmigte Clubs in Bayern
  • Enorme Kosten und Bürokratie für die Gründung
  • Vereine suchen weiterhin Mitglieder

Infobox: Die Gründung und der Betrieb von Cannabis-Clubs sind mit erheblichen bürokratischen und finanziellen Hürden verbunden, insbesondere in Bayern. (Quellen: SZ.de, Badische Neueste Nachrichten)

Quellen:

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