Cannabis-Legalisierung: Streit um Rezepte, Versorgungslücken und neue Risiken in Deutschland

12.08.2025 39 mal gelesen 0 Kommentare

Drogenpolitik: Konflikte um Cannabis auf Rezept und Versorgungslücken

Nach der Sommerpause steht die Bundesregierung vor der Herausforderung, den Umgang mit der Cannabis-Legalisierung neu zu regeln. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) plant, den Missbrauch von medizinischen Cannabis-Verschreibungen einzudämmen. Besonders im Fokus steht dabei der sprunghafte Anstieg der Importe von Medizinal-Cannabis seit April 2024, vor allem aus Kanada und Portugal. Das Ministerium sieht die Ursache vor allem in Privatrezepte für Selbstzahler über Online-Plattformen ohne medizinische Indikation und vermutet Missbrauch für Freizeitkonsum.

Der Referentenentwurf zur Änderung des MedCanG sieht vor, dass Patientinnen und Patienten künftig mindestens einmal jährlich einen persönlichen Praxisbesuch absolvieren müssen, um Cannabis verschrieben zu bekommen. Apothekerverbände begrüßen diese Verschärfung. Die Branche, vertreten durch Unternehmen wie Cansativa und Bloomwell, warnt jedoch vor einer Gefährdung der Versorgung, insbesondere durch das geplante Versandverbot. Laut Bloomwell gibt es in einigen Bundesländern keine einzige auf Medizinal-Cannabis spezialisierte Apotheke, in Sachsen nur drei. Ein Versandverbot würde bedeuten, dass Patienten teilweise über 100 Kilometer fahren müssten, um ihr Rezept einzulösen. Besonders in Bayern ist der Anteil selbst zahlender Cannabis-Patienten 68,3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, während er in Sachsen-Anhalt um 56,1 Prozent, in Sachsen um 51 Prozent und in Thüringen um 43,9 Prozent darunter liegt.

Die Zahl der genehmigten Cannabis Social Clubs liegt bundesweit bei etwa 300, mit mehr als 80 in Nordrhein-Westfalen. Hamburg hat mit 13 Vereinen die höchste Pro-Kopf-Rate, Bayern mit nur acht die niedrigste. In Sachsen gibt es 16 Vereine, in Sachsen-Anhalt mindestens sechs und in Thüringen mindestens fünf. Um den Schwarzmarkt auszutrocknen, wären jedoch 5.000 bis 10.000 Vereine notwendig, ausgehend von bis zu fünf Millionen potenziellen erwachsenen Konsumenten.

Die Erforschung von Modellen zur legalen Abgabe in Fachgeschäften ist bislang nicht vorangekommen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat zahlreiche Anträge vorliegen, aber noch keine Genehmigung erteilt. Die SPD, die die Teillegalisierung zum 1. April 2024 umgesetzt hatte, sieht die Debatte noch am Anfang. Matthias Mieves, Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion, betont die Notwendigkeit einer ausgewogenen Regelung zwischen Versorgungssicherheit und Missbrauchsprävention.

Bundesland Anzahl spezialisierter Apotheken Abweichung Selbstzahler-Anteil
Sachsen 3 -51 %
Sachsen-Anhalt 0 -56,1 %
Thüringen 0 -43,9 %
Bayern k.A. +68,3 %
  • Importe von Medizinal-Cannabis seit April 2024 deutlich gestiegen
  • Geplantes Versandverbot gefährdet Versorgung von bis zu 50 % der Patienten
  • Genehmigte Cannabis Social Clubs: ca. 300 bundesweit
  • Notwendige Vereine zur Deckung des Bedarfs: 5.000 bis 10.000

Infobox: Die geplanten Gesetzesänderungen könnten die Versorgungslage für viele Patienten verschlechtern und den Schwarzmarkt stärken. Die politische Debatte ist noch nicht abgeschlossen. (Quelle: MDR)

Mehr Drogenpsychosen in Franken: Experten sehen keinen direkten Zusammenhang zur Legalisierung

Die Zahl der Drogenpsychosen steigt seit Jahren rapide an, auch in Franken und Nürnberg. Experten betonen jedoch, dass die Cannabis-Legalisierung damit relativ wenig zu tun hat. Vielmehr wird die Gefahr, dass Kiffen krank macht, weiterhin unterschätzt. (Quelle: NN.de)

  • Steigende Drogenpsychosen in Franken und Nürnberg
  • Experten sehen keinen direkten Zusammenhang zur Legalisierung
  • Gefahren des Cannabiskonsums werden unterschätzt

Infobox: Die Zunahme von Drogenpsychosen ist ein langfristiger Trend, der nicht allein auf die Legalisierung zurückgeführt werden kann. (Quelle: NN.de)

Berlin: Zwischen Cannabisfreiheit und Versorgungsengpässen

Mit der Teillegalisierung von Cannabis zum 1. April 2024 sind Besitz, Eigenanbau und gemeinschaftlicher Anbau in Clubs erlaubt. In Berlin, der Stadt mit der höchsten Konsumrate bundesweit, wurden bis August 2025 laut rbb24 nur rund 15 Cannabis Social Clubs offiziell zugelassen. Zahlreiche Anträge sind noch unbearbeitet. Wer legal konsumieren will, steht oft ohne legale Bezugsquelle da, da der Verkauf weiterhin verboten ist und Bestellungen über Online-Plattformen nicht erlaubt sind.

Der öffentliche Konsum bleibt eingeschränkt, insbesondere in der Nähe von Schulen, Kitas, Spielplätzen und Sportanlagen. Ordnungsämter kontrollieren regelmäßig Hotspots wie den Görlitzer Park. Im medizinischen Bereich hat sich hingegen ein funktionierendes System etabliert: Patienten mit entsprechender Diagnose können Cannabis auf Rezept erhalten, auch über Telemedizin-Plattformen. Der Schwarzmarkt bleibt jedoch präsent und zeigt sich laut Tagesspiegel sogar aggressiver als zuvor.

  • Bis August 2025 nur 15 Cannabis Social Clubs in Berlin genehmigt
  • Über 40 % der 18- bis 35-Jährigen sind unsicher bezüglich der rechtlichen Rahmenbedingungen (BZgA, Mai 2025)
  • Medizinisches Cannabis bleibt einzige stabile Versorgungsform

Infobox: Die Umsetzung der Legalisierung in Berlin stockt, der Schwarzmarkt bleibt aktiv und viele Konsumenten sind über die Rechtslage unsicher. (Quelle: prinz.de)

Jugendliche und Sucht: Cannabis, Tilidin, Fentanyl – neue Risiken und Präventionslücken

Laut Professor Rainer Thomasius, ehemaliger Leiter des Zentrums für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalter am UKE, sind die Ziele des Cannabis-Gesetzes vom April 2024 bislang verfehlt worden. Die Prävention wurde nicht gestärkt, sondern ist durch den Wegfall der polizeilichen Handhabe und Kürzungen bei Präventionsleistungen geschwächt. Analysen der Krankenkassen zeigen, dass die Gruppe gefährdeter junger Menschen größer wird und riskante Konsummuster zunehmen.

Studien aus den USA und Kanada belegen, dass mit der Legalisierung die „Cannabis-Use-Disorders“ bei Jugendlichen um 25 % und bei jungen Erwachsenen um 38 % zugenommen haben. Das Risiko für Psychosen ist laut aktuellen Untersuchungen aus Kanada um das zehn- bis 20-fache erhöht. Zudem steigt der Missbrauch von Schmerzmitteln wie Tilidin, Tramadol und Fentanyl sowie von Benzodiazepinen. Die Drogentodesstatistik weist weiterhin Steigerungsraten auf. Die Compulsive Internet Use Scale (CIUS) zeigt, dass 25 % der Jugendlichen problematischen Social-Media-Konsum aufweisen, gegenüber 8 % im Jahr 2021.

„Wir haben sogar schon Todesfälle bei ehemaligen Patienten im Alter von 14 und 15 Jahren beobachtet. Sie sind rückfällig geworden und haben dann wieder Heroin konsumiert.“ (Prof. Rainer Thomasius, WELT)
  • „Cannabis-Use-Disorders“: +25 % bei Jugendlichen, +38 % bei jungen Erwachsenen (USA/Kanada)
  • Psychoserisiko: 10- bis 20-fach erhöht (Kanada)
  • Problematischer Social-Media-Konsum: 25 % der Jugendlichen (2025), 8 % (2021)

Infobox: Die Legalisierung hat laut Experten nicht zu einer Stärkung der Prävention geführt. Das Risiko für Psychosen und Mischkonsum steigt, Präventionsangebote sind rückläufig. (Quelle: WELT)

Cannabis-Boom in Tschechien: Legalisierung und wirtschaftliche Chancen

Tschechien ist auf dem Weg zur Cannabis-Legalisierung, und Prag gilt für viele bereits als das nächste Amsterdam. Der Markt boomt schon jetzt, auch ohne vollständige Legalisierung. Seit zwei Jahren darf Cannabis für medizinische Zwecke angebaut werden. Unternehmer wie Martin Vanek sehen darin ein lukratives Geschäft. Gleichzeitig sitzt Matej Cerny seit drei Jahren wegen illegalem Anbau im Gefängnis. (Quelle: ARD Mediathek)

  • Medizinischer Cannabis-Anbau seit zwei Jahren erlaubt
  • Wirtschaftliches Potenzial wächst, aber rechtliche Unsicherheiten bleiben

Infobox: Tschechien erlebt einen Cannabis-Boom, der sowohl Chancen für die Wirtschaft als auch Herausforderungen für die Rechtssicherheit mit sich bringt. (Quelle: ARD Mediathek)

Cannabis-Aktien: Kursexplosion durch politische Signale aus den USA

Die Aktien von Cannabis-Unternehmen wie Tilray, Canopy und Aurora sind am Montag um 20 % oder mehr gestiegen. Auslöser war die Nachricht, dass Donald Trump laut Wall Street Journal erwägt, Cannabis im US-Betäubungsmittelgesetz in eine niedrigere Risikokategorie einzuordnen. Damit würde Marihuana nicht mehr auf derselben Ebene wie Heroin geführt, sondern als medizinisch nutzbar und weniger missbrauchsgefährdet eingestuft. Dies würde Hürden für Forschung, Produktion und Vertrieb senken.

Die Rallye könnte sich noch verstärken, da Shortseller massive Leerverkaufspositionen aufgebaut haben. Ein weiterer Kurssprung ist möglich, wenn diese Positionen aufgelöst werden müssen. (Quelle: Börse Online)

Unternehmen Kursanstieg am Montag
Tilray +20 % oder mehr
Canopy +20 % oder mehr
Aurora +20 % oder mehr
  • Trump erwägt Herabstufung von Cannabis im US-Betäubungsmittelgesetz
  • Potenzial für weitere Kursexplosion durch Short Squeeze

Infobox: Politische Signale aus den USA sorgen für starke Kursgewinne bei Cannabis-Aktien. Eine Herabstufung könnte die Branche weiter beflügeln. (Quelle: Börse Online)

Canopy Growth und Co: Hintergründe zur Kursrallye

Laut einem Bericht des Wall Street Journal erwägt US-Präsident Trump eine Herabstufung von Marihuana von einer „Schedule I“- zu einer „Schedule III“-Droge. Dies würde Strafen für Verkauf und Anbau reduzieren, die medizinische Forschung erleichtern und Banken die Zusammenarbeit mit Cannabisunternehmen ermöglichen. Bereits 2024 hätte es zu einer Neuklassifizierung kommen sollen. (Quelle: Der Aktionär)

  • Herabstufung von Marihuana in den USA in Diskussion
  • Erleichterungen für Forschung, Produktion und Finanzierung möglich

Infobox: Die Aussicht auf eine Herabstufung von Cannabis in den USA sorgt für Optimismus bei Investoren und könnte die Branche nachhaltig verändern. (Quelle: Der Aktionär)

Quellen:

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