Cannabis-Legalisierung: Weniger Zwangsberatung, mehr Eigeninitiative und neue Herausforderungen

12.05.2025 17 mal gelesen 0 Kommentare

Alkohol, Nikotin und Cannabis bleiben Einstiegsdrogen Nummer eins

Die Beratungsstelle Release U21 in Stuttgart, die sich seit 2005 an suchtgefährdete Menschen unter 21 Jahren richtet, hat im vergangenen Jahr mehr als 400 Jugendliche, junge Erwachsene oder deren Angehörige beraten. Laut stuttgarter-nachrichten.de hat die Cannabis-Legalisierung deutliche Spuren hinterlassen: Im Jahr 2024 wurden 425 Beratungsgespräche durchgeführt, davon 109 mit Angehörigen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 73 junge Menschen weniger, was auf die Legalisierung zurückgeführt wird, da Polizei und Justiz keine Zuweisungen wegen Besitzes geringer Mengen Cannabis mehr vornehmen können. Rund die Hälfte der Klienten kam zuvor nicht freiwillig zur Beratung.

Die Zahl der Jugendlichen, die sich freiwillig bei Release U21 melden, ist gestiegen. Die Einrichtung kooperiert mit Schulen, Ausbildungsbetrieben und arbeitet auch mit suchtgefährdeten Straftätern in der Jugendvollzugsanstalt Stammheim. Neben Drogenkonsum ist auch problematischer Medienkonsum ein Thema. Heroin spielt bei jungen Menschen unter 21 Jahren in Stuttgart kaum noch eine Rolle. Alkohol, Nikotin und Cannabis bleiben die Dauerthemen, während andere Drogen deutlich weniger konsumiert werden. Der Verein wird von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg gefördert und finanziert sich zusätzlich durch Spenden.

Jahr Beratungsgespräche Mit Angehörigen Veränderung zum Vorjahr
2024 425 109 -73

Infobox: Die Legalisierung von Cannabis hat zu weniger Zuweisungen, aber mehr freiwilligen Beratungen geführt. Alkohol, Nikotin und Cannabis sind weiterhin die wichtigsten Einstiegsdrogen bei Jugendlichen. (Quelle: stuttgarter-nachrichten.de)

Ein Jahr nach Legalisierung: Der Chemnitzer Cannabis-Club zieht Bilanz

Der "Firstclass Cannabis Social Club" in Chemnitz ist ein Jahr nach der Legalisierung auf rund 200 Mitglieder angewachsen, wie TAG24 berichtet. Club-Chef Martin Sinang bezeichnet das Projekt als Erfolg, auch wenn es anstrengend war. Die Mitglieder holen sich einmal pro Woche ihre legalen Blüten ab, künftig soll die Ausgabe auf zwei bis drei Tage pro Woche erweitert werden. Das älteste Mitglied ist über 90 Jahre alt, und die Mitgliederstruktur reicht vom Lehrling bis zum Anwalt. Sogar Gäste aus Bayern kommen nach Chemnitz, um Cannabis legal zu erwerben.

Der Club bietet zwei Mitgliedsmodelle: Aktive und fördernde Mitglieder. Fördernde Mitglieder leisten 60 Arbeitsstunden im Jahr und erhalten dafür einen Preisnachlass. Ein Gramm Cannabis kostet zwischen 6 und 8 Euro, je nach Mitgliedschaft. Über 21-Jährige dürfen 25 Gramm pro Tag mitnehmen, maximal 50 Gramm pro Monat. Unter 21 Jahren liegt die Monatsgrenze bei 30 Gramm. Die Mitgliedschaft kostet 150 Euro Aufnahme- und 150 Euro Jahresbeitrag. Die Sicherheitsmaßnahmen sind hoch: Fünf Sicherheitstüren und Videoüberwachung, zwei Sicherheitskräfte sind bei jeder Ausgabe vor Ort. Die Pflanzen werden im eigenen Anbau großgezogen, aktuell sind es über 1000 Stück. Die Qualität wird regelmäßig getestet, auch von Behörden. Der Club hat eine siebenjährige Anbaulizenz.

Mitglieder Preis pro Gramm Mitgliedsbeitrag (Aufnahme/Jahr) Max. Menge/Monat (Ü21/U21) Anbaulizenz
200 6-8 € 150 €/150 € 50g/30g 7 Jahre

Infobox: Der Chemnitzer Cannabis-Club wächst weiter, bietet hohe Sicherheitsstandards und transparente Preise. Die Nachfrage ist ungebrochen, und die Mitgliederstruktur ist vielfältig. (Quelle: TAG24)

Chefarzt: Zahl der Psychosen nach Teil-Legalisierung von Cannabis nicht gestiegen

Ein Jahr nach der Teil-Legalisierung von Cannabis berichtet Udo Bonnet, Psychiatrie-Chefarzt des EvK Castrop-Rauxel, gegenüber den Ruhr Nachrichten, dass die Zahl der Psychosen nicht gewachsen ist. Es gibt jedoch weiterhin Probleme mit der Emotionsregulation bei einigen Konsumenten. Die Regulierung und Bürokratie rund um die Legalisierung haben zugenommen, was sowohl für medizinische Einrichtungen als auch für Konsumenten eine Herausforderung darstellt.

Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr zeigen, dass die befürchtete Zunahme schwerer psychischer Erkrankungen bislang ausgeblieben ist. Dennoch bleibt die Beobachtung der Entwicklung weiterhin wichtig, insbesondere im Hinblick auf junge Konsumenten und deren psychische Gesundheit.

Infobox: Die Teil-Legalisierung von Cannabis hat laut Chefarzt Bonnet nicht zu einem Anstieg von Psychosen geführt, jedoch gibt es weiterhin Herausforderungen bei der Emotionsregulation und im bürokratischen Bereich. (Quelle: Ruhr Nachrichten)

Statistik: Cannabis-Konsum und Social Clubs in Europa und Deutschland

Nach Angaben des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) konsumieren schätzungsweise 23 Millionen Menschen zwischen 15 und 64 Jahren in der EU Cannabis, etwa 3,7 Millionen davon (fast) täglich. In Frankreich liegt die Lebenszeitprävalenz bei 47 Prozent, in Deutschland bei 35 Prozent. Die Nutzung von Cannabis ist vor allem in Süd- und Westeuropa verbreitet.

Die Einführung von Cannabis Social Clubs (CSCs) in Deutschland verläuft schleppend. Erst wenige Dutzend Clubs haben eine offizielle Genehmigung erhalten, obwohl bundesweit hunderte Anträge vorliegen. Die Genehmigungsprozesse sind auf Landesebene komplex und vielerorts noch nicht abgeschlossen. Laut einer Yougov-Umfrage würden 38 Prozent der Befragten die Teil-Legalisierung gerne wieder rückgängig machen, ebenso viele wollen, dass sie im bisherigen Rahmen fortbesteht. Nur etwas mehr als ein Zehntel befürwortet eine Ausweitung der Legalisierung.

  • 23 Millionen Cannabis-Konsumenten in der EU
  • 3,7 Millionen konsumieren (fast) täglich
  • Lebenszeitprävalenz: Frankreich 47 %, Deutschland 35 %
  • 38 % für Rücknahme der Legalisierung, 38 % für Beibehaltung, etwas mehr als 10 % für Ausweitung

Infobox: Cannabis ist die am häufigsten konsumierte Droge in Europa. Die Genehmigung von Social Clubs in Deutschland verläuft langsam, und die Bevölkerung ist in der Frage der Legalisierung gespalten. (Quelle: t3n)

Polizeimeldungen: Cannabis im Straßenverkehr und bei Kontrollen

Im Erzgebirge wurde ein 21-jähriger Autofahrer mit mehr als 100 Gramm Cannabis erwischt. Die Polizei entdeckte die Droge im Fußraum des Fahrzeugs und fand noch weitere Drogen. (Quelle: Freie Presse)

In Beverstedt-Stubben wurde ein 19-Jähriger bei einer Polizeikontrolle mit kleineren Mengen Marihuana und Kokain erwischt. Er versuchte zunächst zu fliehen, wurde aber gestellt. Die Substanzen wurden beschlagnahmt, und gegen den jungen Mann wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. (Quelle: Nord24)

Infobox: Die Polizei stellt weiterhin regelmäßig Cannabis bei Verkehrskontrollen und Personenkontrollen sicher. Die Mengen variieren, und es werden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Erste legale Cannabis-Ernten in Norddeutschland

In Bad Segeberg wird im Juni die erste legale Cannabis-Ernte erwartet. Die Region bereitet sich auf die neue Situation vor, und die Ernte markiert einen Meilenstein für die legale Versorgung mit Cannabis. (Quelle: Lübecker Nachrichten)

Auch der Wuppertaler Cannabis Social Club Wubatz hat das erste eigene Cannabis an seine knapp 300 Mitglieder ausgegeben. Die Ernte erfolgt jetzt alle vier Wochen, um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen. Bis Ende des Jahres könnte der Verein auf 500 Mitglieder wachsen, mehr dürfen Anbauvereinigungen nicht aufnehmen. Das Cannabis ist mit einem QR-Code gekennzeichnet und kann zurückverfolgt werden. (Quelle: Radio Ennepe Ruhr)

  • Erste legale Ernte in Bad Segeberg im Juni
  • Wuppertaler Club versorgt 300 Mitglieder, Ziel: 500 Mitglieder
  • Ernte alle vier Wochen, Cannabis mit QR-Code

Infobox: Die ersten legalen Cannabis-Ernten in Norddeutschland sind erfolgt, und die Versorgung der Mitglieder ist gesichert. Rückverfolgbarkeit und regelmäßige Ernten stehen im Fokus.

Runde Tische und Gesetzesdebatten: Kritik am aktuellen Cannabis-Gesetz

In Oberfranken wurde bei einem Runden Tisch im Landtag nach einem Jahr Teillegalisierung Bilanz gezogen. Alle Teilnehmer, darunter Konsumenten, Anbauer, Polizei und Justiz, waren sich einig, dass das aktuelle Gesetz dringend überarbeitet werden muss. Zurück zur alten Rechtslage mit einem strengen Verbot möchte jedoch niemand mehr. (Quelle: Frankenpost)

Niemand möchte zurück zur alten Rechtslage, weder Polizei und Justiz noch Konsumenten und schon gar nicht die Anbauer. Dennoch ist klar: So, wie das Cannabis-Gesetz konstruiert ist, funktioniert es nicht.

Infobox: Es gibt breite Kritik am aktuellen Cannabis-Gesetz, aber ein Rückschritt zum Verbot wird abgelehnt. Alle Beteiligten fordern Verbesserungen. (Quelle: Frankenpost)

Kriminalität rund um Cannabis: Einbruch und Diebstahl

In Furth im Wald wurde in eine Wohnung eingebrochen und eine geringe Menge Marihuana gestohlen. Der Geschädigte vermutet den Täter in seinem Bekanntenkreis. Die Polizei ermittelt. (Quelle: Mittelbayerische Zeitung)

Infobox: Auch nach der Legalisierung bleibt Cannabis Ziel von Diebstählen und Einbrüchen.

Quellen:

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