Cannabis-News: Prozesse, Trends, Rückschläge und internationale Entwicklungen im Überblick

09.06.2025 27 mal gelesen 0 Kommentare

18.000 Joints: Sozialpädagoge aus Jessen wegen Cannabisbesitz vor Gericht

Ein 58-jähriger Sozialpädagoge aus Jessen steht vor dem Amtsgericht Wittenberg, weil ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, Ende Dezember 2022 eine größere Menge Cannabis besessen zu haben. Laut Ermittlungen soll die Menge ausgereicht haben, um rund 18.000 Joints herzustellen. Der Mann leidet seit mehr als 30 Jahren an massiven Rückenschmerzen und nutzte das Cannabis offenbar zur Linderung seiner Beschwerden. Nun steht jedoch nicht nur seine Gesundheit, sondern auch sein Arbeitsplatz auf dem Spiel, da der unerlaubte Besitz von Cannabis weiterhin strafbar ist.

Alter des Angeklagten Menge für Joints Vorwurf
58 Jahre 18.000 Joints Unerlaubter Besitz von Cannabis

Infobox: Die Staatsanwaltschaft sieht im Besitz einer so großen Menge Cannabis einen klaren Gesetzesverstoß, auch wenn medizinische Gründe vorliegen. Quelle: Mitteldeutsche Zeitung

Immer mehr Senioren in Deutschland greifen zu Cannabis, um medizinische Probleme zu lindern. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist der Import von medizinischem Cannabis nach Deutschland stark angestiegen, was auf die vereinfachten Erwerbsmöglichkeiten durch die Legalisierung zurückgeführt wird. Laut einer US-Studie stieg der Anteil der über 65-Jährigen, die im letzten Monat Cannabis konsumierten, von 4,8 Prozent im Jahr 2021 auf sieben Prozent im Jahr 2023. Die meisten dieser Senioren leiden an chronischen Krankheiten wie Herzleiden, Diabetes, Bluthochdruck, Krebs oder COPD.

In Deutschland ist Cannabis seit 2017 für medizinische Zwecke erlaubt, jedoch übernehmen Krankenkassen die Kosten nur, wenn alle anderen Therapien ausgeschöpft sind. Eine Begleiterhebung des BfArM aus dem Jahr 2022 mit 16.809 Fällen zeigte, dass das Durchschnittsalter der Patienten bei 57 Jahren lag. 76,4 Prozent nutzten Cannabis gegen chronische Schmerzen, 14,5 Prozent litten an Krebs und 5,9 Prozent an Multipler Sklerose. Ein Drittel der Patienten brach die Therapie innerhalb eines Jahres ab, meist wegen fehlender Wirkung.

  • Vorteile: Geringeres Abhängigkeitsrisiko als Opioide, keine tödlichen Überdosierungen, vermutlich geringere Leberschädigung als andere Schmerzmittel.
  • Risiken: Psychoaktive Wirkung von THC, Gefahr von Angststörungen oder Psychosen bei hohen Dosierungen, unklare Studienlage für viele Anwendungsgebiete.

Infobox: Der Trend zum medizinischen Cannabiskonsum bei Senioren nimmt zu, birgt aber weiterhin Risiken und Unsicherheiten. Quelle: MDR

Jenaer Cannabis-Club: Erste Ernte verschimmelt – Mitglieder müssen warten

Die erste Ernte des Jenaer Cannabis-Clubs ist beim Trocknen vollständig verschimmelt. Der offizielle Schimmel-Richtwert wurde laut Vereinsvorstand doppelt überschritten, weshalb die Ernte nicht an die Mitglieder abgegeben werden kann. Der Verein arbeitet nun mit einem Labor und den Herstellern der Anbau- und Trockentechnik zusammen, um die Ursache zu ermitteln und künftig Schimmel zu vermeiden.

Der Club erhielt im November eine Anbaulizenz und mietete für vier Jahre einen voll ausgestatteten Anbaucontainer, der monatlich 2.500 Euro kostet. Die rund 100 Mitglieder (Stand Januar), die mindestens 21 Jahre alt sein müssen, zahlen zehn Euro Monatsbeitrag plus eine variable Pauschale für eine bestimmte Monatsmenge Cannabis. Die nächste Ernte wird für Mitte August erwartet.

Mitglieder Monatsbeitrag Container-Miete/Monat Nächste Ernte
ca. 100 10 Euro 2.500 Euro Mitte August

Infobox: Die Mitglieder des Jenaer Cannabis-Clubs müssen wegen Schimmelbefalls auf die nächste Ernte warten. Quelle: MDR

Wieder Razzia beim „Hasch-König“ in Bayern: 31. Polizeieinsatz gegen Wenzel Cerveny

Am 4. Juni stürmte die Kripo Erding mit 21 Beamten die Baldhamer Filiale von Wenzel Cerveny, bekannt als „Hasch-König“. Die Polizei beschlagnahmte 15 Cannabis-Setzlinge, zahlreiche Hanf- und CBD-Produkte sowie ein Tablet. Der Wert der beschlagnahmten Waren beträgt laut Cerveny rund 1.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft München II wirft Cervenys Sohn und Bruder unerlaubten Handel mit Cannabis vor. Die Beamten durchsuchten auch die hinteren Räume und deckten Videokameras ab, um ungestört arbeiten zu können. Nach etwas mehr als einer Stunde war der Einsatz beendet.

Dies war bereits die 31. Razzia gegen Cerveny. Ende Mai wurden in Aschheim 1.487 Cannabis-Pflanzen beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft München I hat Anklage gegen Cerveny erhoben, auch hier lautet der Vorwurf unerlaubter Handel mit Cannabis. Kurios: Im Februar hatte die Staatsanwaltschaft München II beschlagnahmte Waren an Cerveny zurückgegeben, nachdem die Verfahren eingestellt worden waren.

Razzien Beschlagnahmte Pflanzen (Mai) Beschlagnahmter Warenwert (Juni)
31 1.487 1.000 Euro

Infobox: Die Justiz geht weiterhin konsequent gegen den Handel mit Cannabis vor, auch bei wiederholten Einsätzen. Quelle: Merkur

Strafrecht: Wegwerfen von legalem Cannabis kann strafbar sein

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist nicht so umfassend, wie viele glauben. Das Bayerische Oberste Landesgericht entschied am 8. April 2024 (Az. 203 StRR 39/24), dass das bewusste Wegwerfen von Cannabis im öffentlichen Raum als versuchtes unerlaubtes Inverkehrbringen strafbar ist. Im konkreten Fall hatte ein Angeklagter 11,19 Gramm Marihuana bei sich und warf es auf der Flucht vor der Polizei weg. Obwohl der Besitz von bis zu 30 Gramm seit dem 1. April 2024 straffrei ist, bleibt das Inverkehrbringen weiterhin strafbar.

Das Gericht argumentierte, dass schon die Möglichkeit, dass ein anderer das Cannabis findet, für den strafbaren Versuch ausreicht. Die Entscheidung zeigt, dass auch legales Cannabis bei unsachgemäßem Umgang zu strafbarem Verhalten führen kann. Besonders Cannabis-Clubs sollten sich Gedanken über die Entsorgung von Resten machen.

  • Besitz bis 30g außerhalb des Wohnsitzes: straffrei
  • Wegwerfen im öffentlichen Raum: strafbar als Inverkehrbringen

Infobox: Auch nach der Legalisierung kann der unsachgemäße Umgang mit Cannabis strafrechtliche Folgen haben. Quelle: Anwalt.de

Ungewöhnlicher Fund: 5,5 Kilogramm Cannabis auf der Autobahn im Saarland entdeckt

Am späten Dienstagabend, dem 3. Juni 2025, stellte die Polizei im Saarland auf der Autobahn A8 bei Perl an der Grenze zu Luxemburg 5,5 Kilogramm Cannabis sicher. Der Fund erfolgte im Rahmen temporär wiedereingeführter Binnengrenzkontrollen. Mehrere Autofahrer meldeten auffällige Plastiktüten auf der Fahrbahn und dem Seitenstreifen. Die Polizei fand darin das Rauschgift.

Nach aktuellem Ermittlungsstand wird davon ausgegangen, dass die Drogen kurz vor Erreichen der Kontrollstelle aus einem Fahrzeug geworfen wurden, um einer polizeilichen Entdeckung zu entgehen. Hinweise auf die Herkunft oder die Verantwortlichen liegen bislang nicht vor. Die Ermittlungen dauern an. Die Polizei appelliert an die Bevölkerung, verdächtige Beobachtungen im Grenzraum zu melden, um grenzüberschreitende Kriminalität zu bekämpfen.

Fundmenge Ort Datum
5,5 kg A8 bei Perl 3. Juni 2025

Infobox: Die Polizei im Saarland stellte 5,5 Kilogramm Cannabis sicher, das vermutlich aus einem Fahrzeug geworfen wurde. Quelle: SOL.DE

Thailand: Kiffer-Paradies vor dem Aus – Regierung plant Rücknahme der Legalisierung

Thailand legalisierte 2022 als erstes Land in Südostasien weitgehend den Anbau, Verkauf und Besitz von Cannabis. Inzwischen gibt es im Land mehr als 10.000 Cannabis-Kioske, Läden und Coffee-Shops. Marihuana kostet umgerechnet 25 Franken für zehn Gramm oder drei fertige Joints. Die Legalisierung führte dazu, dass im Juni 2022 mehr als 3.000 wegen Cannabis-Konsums oder -Handels verurteilte Häftlinge freigelassen wurden. Die Regierung wollte damit die Justiz entlasten, der Landwirtschaft neue Einnahmequellen verschaffen und den Medizintourismus fördern. Für 2024 werden die Einnahmen aus dem Gesundheits- und Wellnesstourismus auf mehr als 31 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Allerdings ist die Entwicklung aus Sicht der Regierung aus dem Ruder gelaufen: Statt Medizintouristen kamen vor allem Kiffer, der THC-Gehalt der verkauften Ware ist oft viel höher als erlaubt, und die Preise für legal angebautes Cannabis sind in drei Jahren um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Viele Shops haben keine Kundschaft mehr, und zahlreiche Verkaufsstellen stehen leer. Die Regierung plant, ab Mitte Juli Cannabis nur noch mit ärztlichem Attest für medizinische Zwecke zu erlauben.

  • Mehr als 10.000 Cannabis-Shops im Land
  • Preiseinbruch um bis zu 90 Prozent in drei Jahren
  • Über 3.000 Häftlinge nach Legalisierung freigelassen
  • Geplante Einschränkung: Verkauf nur noch mit Arztzeugnis

Infobox: Thailands Regierung will die Cannabis-Liberalisierung zurücknehmen, nachdem der Markt außer Kontrolle geraten ist. Quelle: Nau

Quellen:

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