Cannabislegalisierung in Deutschland: Bürokratie, Schwarzmarkt und schleppende Club-Genehmigungen

15.05.2025 26 mal gelesen 0 Kommentare

Cannabislegalisierung: Bürokratie, Schwarzmarkt und Hintertüren für Konzerne

Das im April des Vorjahres in Kraft getretene Gesetz zur kontrollierten Abgabe von Cannabis hat eine Trendwende im Umgang mit der Substanz eingeleitet. Volljährige dürfen bis zu 50 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf besitzen und drei Pflanzen pro Person anbauen. Der gemeinschaftliche Anbau in sogenannten Cannabis Social Clubs ist ebenfalls erlaubt, wobei der Zugang für Konzerne ausgeschlossen bleibt. Dennoch ist der Verkauf und Handel weiterhin streng verboten, Verstöße werden mit hohen Bußgeldern geahndet. Die Umsetzung des Gesetzes gestaltet sich jedoch schwierig: In Bayern wurde laut Bayerischem Rundfunk bis März 2025 noch kein einziger Antrag für einen Cannabis Social Club genehmigt, 28 von 37 Einreichungen werden noch geprüft, die übrigen wurden abgelehnt oder zurückgezogen. Auch in Hessen und Saarland gibt es laut einer Anfrage der Linksfraktion (Stand Dezember 2024) keine genehmigten Clubs. In Berlin und Bremen wurde bis Dezember je eine, in Hamburg drei Konzessionen vergeben. Die meisten Genehmigungen erteilten Niedersachsen (20) und Nordrhein-Westfalen (25). In Berlin sind laut CSC Berlin mittlerweile fünf Anträge genehmigt, jedoch werden für die Versorgung der Stadt mehrere hundert Clubs benötigt, da pro Club maximal 500 Mitglieder erlaubt sind. Viele Konsumierende weichen daher weiterhin auf den Schwarzmarkt oder Onlineshops für medizinisches Cannabis aus.

„Wir wollen den Fehler der Ampel rückgängig machen und Cannabis wieder verbieten.“ (Joachim Herrmann, Innenminister Bayern, laut Augsburger Allgemeine)

Eine Studie aus 2024 ergab, dass von über 300 auf dem Schwarzmarkt bezogenen Cannabisproben nur rund 20 Prozent als sicher und sauber eingestuft wurden. Die restlichen Proben waren mit Fäkalien, Viren und sogar anderen Drogen wie Kokain, Ketamin und Crystal Meth verunreinigt. Besonders schlecht schnitten Berlin, Hamburg und München ab. Die Abwasserdaten in Stuttgart zeigen nach der Teillegalisierung einen leichten Anstieg der Carboxy-THC-Werte um etwa 13 Prozent.

Genehmigte Cannabis Social Clubs (bis Dez. 2024)Anzahl
Bayern0
Hessen0
Saarland0
Berlin1 (bis Dez.), 5 (März 2025)
Bremen1
Hamburg3
Niedersachsen20
Nordrhein-Westfalen25
  • Bis zu 50 Gramm Cannabis für den Eigenbedarf erlaubt
  • Maximal 500 Mitglieder pro Cannabis Social Club
  • Schwarzmarkt weiterhin aktiv, da Angebot der Clubs nicht ausreicht

Infobox: Die Umsetzung der Cannabislegalisierung wird durch bürokratische Hürden und politische Widerstände gebremst. Der Schwarzmarkt bleibt weiterhin eine wichtige Bezugsquelle, da die Zahl der genehmigten Clubs nicht ausreicht. (Quelle: junge Welt)

Polizei entdeckt große Cannabis-Plantage in Kerpen-Horrem

Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens entdeckte die Polizei am 13. Mai in Kerpen-Horrem eine professionelle Cannabisplantage mit mehreren Hundert Pflanzen. Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen. Während der Durchsuchung des Wohnhauses versuchte ein 61-Jähriger, beim Anblick der Polizei mit dem Auto zu flüchten, wurde jedoch wenig später gestellt. Ein Drogentest bei ihm fiel positiv auf Cannabis aus, woraufhin eine Blutprobe entnommen wurde. Die Ermittlungen dauern an.

  • Mehrere Hundert Pflanzen sichergestellt
  • Zwei Tatverdächtige festgenommen
  • Professionelles Equipment beschlagnahmt

Infobox: Die Polizei geht weiterhin konsequent gegen illegalen Cannabisanbau vor. In Kerpen-Horrem wurden mehrere Hundert Pflanzen und entsprechendes Equipment sichergestellt. (Quelle: Rundschau Online)

Drogenhändler aus dem Kreis Waldshut muss ins Gefängnis

Ein Mann aus dem Kreis Waldshut wurde wegen Handels mit Kokain, Cannabis und Amphetaminen zu einer Haftstrafe verurteilt. Die genauen Umstände und das Strafmaß wurden nicht weiter ausgeführt. Der Fall zeigt, dass der Handel mit verschiedenen Drogen weiterhin strafrechtlich verfolgt wird.

  • Handel mit Kokain, Cannabis und Amphetaminen
  • Verurteilung zu einer Haftstrafe

Infobox: Der Handel mit Cannabis und anderen Drogen bleibt ein strafrechtlich relevantes Thema, wie der aktuelle Fall aus dem Kreis Waldshut zeigt. (Quelle: Südkurier)

Freispruch für Chemnitzer Rapper: 20 Kilogramm Cannabis für Musikvideo

Ein 27-jähriger Rapper aus Chemnitz wurde vom Vorwurf des Handels mit Betäubungsmitteln freigesprochen. Er hatte Videos von 20 Kilogramm Cannabis auf seinem Handy, gab jedoch an, dass diese ausschließlich für Musikvideos verwendet wurden. Das Amtsgericht folgte dieser Argumentation und sprach ihn frei.

  • 20 Kilogramm Cannabis in Musikvideos verwendet
  • Freispruch wegen fehlender Handelsabsicht

Infobox: Die Verwendung von Cannabis in künstlerischen Kontexten kann unter bestimmten Umständen straffrei bleiben, wie das Urteil gegen den Chemnitzer Rapper zeigt. (Quelle: Freie Presse)

Frankreich liberalisiert medizinisches Cannabis

Frankreich zählt zu den Ländern mit den strengsten Cannabisgesetzen in der EU. Selbst der Konsum kann mit bis zu einem Jahr Haft bestraft werden. Seit März 2021 läuft jedoch ein Pilotprojekt, bei dem etwa 1.800 Patienten mit schweren Erkrankungen medizinisches Cannabis erhalten. Das Projekt wird bis Ende März 2026 fortgesetzt. Nun wurde die Zulassung erteilt, bei bestimmten Indikationen Cannabisblüten in sicheren Kartuschen abzugeben, die in speziellen Vaporizern verdampft werden. Die Abgabe ist ab 2026 geplant. Im aktuellen Pilotprojekt werden die Kosten vollständig von der Krankenkasse übernommen, ob dies auch künftig so bleibt, ist unklar. Die Verschreibung ist auf Ausnahmefälle wie therapieresistente neuropathische Schmerzen, therapieresistente Epilepsie und hartnäckige Symptome in der Onkologie beschränkt.

  • Pilotprojekt mit 1.800 Patienten seit 2021
  • Abgabe von Cannabisblüten in Kartuschen ab 2026 geplant
  • Kostenübernahme durch Krankenkasse im Pilotprojekt
  • Verschreibung nur bei schweren, therapieresistenten Erkrankungen

Infobox: Frankreich geht einen vorsichtigen Schritt in Richtung medizinischer Cannabis-Liberalisierung, bleibt aber bei der Verschreibung sehr restriktiv. (Quelle: Hanf Magazin)

Riesige Nachfrage: Werdohler Cannabis-Club plant Erweiterung

Der Cannabis-Club Cannadohl in Werdohl verzeichnet seit dem Start vor knapp drei Monaten eine so große Nachfrage, dass der Club praktisch voll ist. Ein zweiter Standort in Hemer ist bereits in Planung, dort sollen ab dem 1. August rund 100 Plätze entstehen. In Werdohl ist aktuell ein Aufnahmestopp verhängt, neue Anfragen gibt es täglich. Die Mitglieder kommen nicht nur aus der Region, sondern auch aus über einer Stunde Entfernung. Im Club werden zwölf Sorten Cannabis angebaut, darunter auch Haschisch mit einem THC-Gehalt von rund 40 Prozent. Die Abgabe erfolgt ausschließlich bargeldlos, der Preis liegt bei etwa 6 Euro pro Gramm. Pro Monat sind maximal 50 Gramm, pro Besuch maximal 25 Gramm erlaubt. Die Genehmigung des Clubs gilt für sieben Jahre.

StandortMitgliederPreis pro GrammTHC-Gehalt (Haschisch)
Werdohlnahezu voll (max. 500)ca. 6 €ca. 40 %
Hemer (ab 1.8.)ca. 100 Plätze
  • Maximal 500 Mitglieder pro Club
  • Bis zu 50 Gramm pro Monat, 25 Gramm pro Besuch
  • Mitglieder aus ganz NRW, Altersspanne bis über 80 Jahre
  • Genehmigung für sieben Jahre

Infobox: Die Nachfrage nach legalem Cannabis ist enorm, die Clubs stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Preise liegen bei etwa 6 Euro pro Gramm. (Quelle: Come On)

Drogenschmuggel im Allgäu: Drogen in der Unterhose über die Grenze

Die Bundespolizei stoppte am Grenztunnel in Füssen ein Auto, in dem ein 44-jähriger Mann Drogen in seiner Unterhose schmuggelte. Gefunden wurden Kokain, Heroin und Cannabis. Der Mann gab an, selbst Kokain und Heroin konsumiert zu haben. Auch seine 54-jährige Freundin, die das Auto fuhr, stand unter Drogeneinfluss. In der Wohnung des Pärchens in Memmingen wurden 12.000 Euro Bargeld gefunden und beschlagnahmt. Der Mann kam in Untersuchungshaft, später in die Justizvollzugsanstalt Kempten. Die Frau wurde auf freien Fuß gesetzt, erhielt aber eine Anzeige wegen Beihilfe und Fahrens unter Drogeneinfluss.

  • Kokain, Heroin und Cannabis geschmuggelt
  • 12.000 Euro Bargeld beschlagnahmt
  • 44-Jähriger in Untersuchungshaft, später JVA Kempten
  • 54-Jährige erhält Anzeige wegen Beihilfe und Fahrens unter Drogeneinfluss

Infobox: Die Polizei geht weiterhin konsequent gegen Drogenschmuggel vor. In Füssen wurden mehrere Drogenarten und Bargeld sichergestellt. (Quelle: Allgäuer Zeitung)

Drogentaxi in Hamburg: Marihuana und Kokain ohne Führerschein geliefert

Das Landgericht Hamburg verurteilte einen 30-jährigen Fahrer eines Drogenlieferservices zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Der Mann hatte im Oktober des Vorjahres begonnen, als Fahrer eines Drogentaxis Schulden abzuarbeiten, obwohl er keinen Führerschein besaß. Er transportierte jeweils mehr als 70 Verkaufseinheiten Marihuana und Kokain und verkaufte bis zu seiner Festnahme gut die Hälfte davon in Hamburg und Umgebung. In sechs Schichten nahm er rund 5.300 Euro ein, 440 Euro wurden bei seiner Festnahme sichergestellt. Das Gericht berücksichtigte mildernd, dass der Angeklagte geständig war, unter Druck stand und selbst drogenabhängig ist. Als Bewährungsauflage muss er eine Drogentherapie absolvieren. Die Staatsanwaltschaft hatte eine härtere Strafe gefordert.

Verkaufseinheiten pro FahrtEinnahmen in 6 SchichtenStrafe
jeweils mehr als 70 (Marihuana & Kokain)5.300 €2 Jahre Haft auf Bewährung
  • Fahrer ohne Führerschein
  • Mehr als 70 Verkaufseinheiten pro Fahrt
  • 5.300 Euro in sechs Schichten verdient
  • Bewährungsauflage: Drogentherapie

Infobox: Der Fall zeigt, dass Drogenlieferdienste weiterhin aktiv sind und auch ohne Führerschein betrieben werden. Das Gericht setzte die Strafe zur Bewährung aus, forderte aber eine Drogentherapie. (Quelle: SZ.de)

Quellen:

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